Der Super-GAU der Filmkunst
Alles spielt sich verdeckt ab, die Macht bleibt unter sich, die Subventionslecker beherrschen die Kulturnation Österreich: Eine Revolutionsfarce zum heimischen Filmförderungsbetrieb.
Text: Peter Kern
Illustration: Tim Larnaca
Die Kultur war immer in Not, weil in ihr keine Vorteile für die Menschen messbar oder sichtbar werden und sie als nackte Idee auch nicht wirklich spannend ist. Erfolge gibt es kaum, weil Kultur nicht bequem sein kann, und Vorteile haben nur die Verteiler. Verteilen ist Macht, da bleibt das Wissen auf der Strecke. Geld ist so weit weg von Kunst wie das Leben von Luxuswohnungen.

Der Cäsar für den „Besten Makler“ Österreichs geht an Herrn Müller von JP Immobilien. Herrn Müllers Lebensaufgabe ist es, Menschen in Luxuswohnungen zu verfrachten, damit sie das Sterben genießen können. 300 solcher Millionärsleichen fanden sich im Dachgeschoß des Wiener Palais Principe ein, um für neun Millionen Euro noch einen schönen Blick auf die Ankeruhr zu ergattern. Der Künstler Rudi Holdhaus zeigte seine Bilder im Rohbau, an nackten Wänden im grellen Licht der Fantasie. Was die Millionäre nicht wussten: Das Palais Principe steht am Hohen Markt, einem Henkersplatz. Das Glockenspiel der Ankeruhr wird zum Todesmarsch, eine letzte Begleitung, bevor der Strick den Körper vom Geist trennt. Ein Schicksal aus vergangenen Tagen, das alleine Millionären Erregung verschafft. Eigentlich die ideale Unterkunft für österreichische Filmkünstler?
Die Kassen sind leer, das Geld versprochen, der Geldfluss gefährdet. Österreich ist pleite, Kulturministerin Claudia Schmied hat ihre Schuldigkeit getan, die Mittelerhöhung eingehalten, das Budget wurde danach eingefroren. Komplizierte Umschichtungen im Finanzbereich sowie die Referenzfilmförderung (Filme, die auf großen Festivals laufen, bekommen eine weitere Filmförderung) – so kriegen immer die Erfolgreichen Subventionen, und für den Rest bleibt nur noch eine Henkersmahlzeit.
Dreht den Subventionsleckern den Hahn zu! Die Kulturnation Österreich koitiert wie Hunde unter dem Tisch. Alles spielt sich verdeckt ab. Die Macht bleibt unter sich. Der Rüde verklemmt sich im Weibchen. Längst legt sich ein dunkler Nebel über das Land. Viele gescheiterte Künstler suchen die Macht und sind in Berufe ausgewichen, die sie scheinbar dazu erheben, in das Leben anderer einzugreifen. Es gibt Menschen, Dramaturgen, Filmwissenschaftler, Filmfestivaldirektoren, sie waten im Sumpf der strengen Aufsicht und sagen uns, was zu bestehen hat, was Mehrwert bedeutet und was erfolgversprechend sein darf.
Der Künstler verwendet 98 Prozent seiner Zeit darauf, Anpassung vorzutäuschen, Drehbücher so einzurichten, dass sie den Entscheidungsträgern gefallen, zu lügen dort, wo sie die Wahrhaftigkeit nicht zulassen würden. Darum ersticken wir in dem Sog des Einheitsfilms. Der österreichische Film ist so unterschiedlich in Form und Inhalt und doch in seiner Begabung und Erzählkultur als bestellte neutrale Langeweile erkennbar. Der österreichische Film ist auch das, was der ORF erlaubt.
Ihr sollt euren österreichischen Oscar haben. Roter Teppich, hunderte Fotografen (die noch nie einen österreichischen Film gesehen haben, aber sie machen Fotos für die Eitelkeit und den Müll). Der ORF sendet live im Kulturhauptprogramm (also ab 24.00 Uhr), der Bundeskanzler und die Opposition in der ersten Reihe, Frau Claudia Schmied etwas erhöht mit Extraspot, der ehemalige Finanzminister Josef Pröll in der Loge, um ihn herum lauter Eurosterne. War der unsägliche Filmball der Fußballschickeria (profil: „Banale Grande“) ein eitler Entwurf zur Rechtfertigung der Kulturkatastrophe, wird man als Nestroypreisträger noch ausgelacht. Hat man für die Romy (Fernsehpreischen) wenigstens ein neues Kleid genäht, dann steht man nun vor dem Österreichischen Filmpreis in der Unterhose da. Wie jedes nachgespielte Ereignis wurde auch dieses „Mysterienspiel nach Oscar-Art“ durch falsche Versprechungen vom Wirtschaftsminister auf eine Art Künstlertreff im Wiener Odeon zurückgefahren. Ohne ORF, ohne roten Teppich, ohne Hummer-Buffet, ohne Laudatoren, ohne verlogenen Glamour. Endlich gab es Fleischwurst (von Radatz) und Schmalzbrote. Der Preisentwurf von Valie Export bleibt als Kaviar im Hirn. Der Spot für die Kulturministerin wurde abgebaut, und für Josef Pröll hielt ich eine Bombe in Form einer Käsekrainer versteckt.
Ich sitze etwas erhöht auf blauem Samt, neben mir die erhellende Marianne Mendt. Das Saallicht gedämmt, ein Spot auf eine improvisierte Bühne, alles sehr karg. Eine Mischung aus Beerdigung und Parteispendenkongress. Ein lustiger Moderator (Rupert Henning) spricht vom Kinderkriegen, Präsidenten treten auf, die gar kein Land regieren. Die Säulen des Odeon werden immer höher, ganz oben ein Licht. Die Stimmen vermischen sich im Hall, Österreich klingt im Echo wie „Macht doch was draus“. Die ganze Branche sitzt gebannt, nur mein Blick verliert sich, Worte sammeln sich im Raum, gefällige, bekannte Sätze werden zu Säulen, nichts Neues an der Front des Abgrunds.
Dann fällt ein Strick ganz tief vor meine Augen, eine freundliche Einladung, doch den Kopf hineinzustecken. Die Zeit der Protestkultur ist vorbei, alles, was ich geschrieben habe, sind Wiederholungen. Veränderungen finden nicht mehr statt. Thomas Bernhard feiert seinen achtzigsten Geburtstag als Toter. Jean Genet wurde hundert, und den beerdigen sie an den Theatern heute noch mit ihrer Ignoranz. Was soll da noch mein Jammern um Subventionen, um nicht eingelöste Versprechungen?
Stecken Sie endlich Ihren Kopf in die Schlinge, Herr Kern! Ihr Anspruch auf Kultur ist vorbei, der Österreichische Filmpreis ist die Beerdigung der Protestkultur! Wir brauchen keine Bombenwerfer, fressen Sie doch Ihre Käsekrainer selber, dann platzen Ihre Gedanken, Ihr Fett bleibt an keiner Wand mehr kleben! Vorbei die Zeiten, wo ein Fettfleck von Beuys noch Proteste auslöste und Regierungen in Kunstakademien eingriffen. Lappen sind dazu da, den Dreck aufzuwischen. Bücken Sie sich doch, die Zeit der Verneigung ist gekommen! Für Jammerlappen gilt nur noch Selbstjustiz. Los, hochziehen, hängt ihn, den Jammerlappen!
Lieber Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, lieber Herr ORF-Programmchef Wolfgang Lorenz, liebe alle, ich verzichte auf den Österreichischen Filmpreis, ich danke Ihnen, Sie haben mir die Augen geöffnet, heute stellen sich andere, wichtigere Fragen. Wo liegt der Hase im Pfeffer? Es geht um Lösungen, um das freie Spiel der Kräfte. „Die Österreichische Filmakademie vergibt den Österreichischen Filmpreis an den besten österreichischen Spielfilm: ‚Die Entführung der Elfriede Ott‘.“ Der Elfriede Ott, der Elfriede Ott … Meinen Kopf in der Schlinge, entschwebe ich der österreichischen Filmbranche.
Ein Lustspiel begeistert die Herzen und führt die Branche zusammen. Herr Lorenz lächelt still in sich hinein, Mailath-Pokorny gibt Interviews für sein Lieblingsmagazin „Seitenblicke“, die Kulturministerin ist mit sich unzufrieden, dass sie nicht mehr Geld aufstellen konnte. Das Odeon-Theater leert sich gemächlich. Die Kameras werden abgebaut, die Filmindustrie wackelt zu den Fleischwürsten. Mein Blick fällt nach rechts und erkennt im Halbdunkel des leeren Saals einen Waschkübel mit einem Waschlappen. Endlich bin ich mit meinen Träumen dort angekommen, wo man sich eine Lösungskultur wünschen könnte.
Ich knie mich hin und beginne aufzuwischen, was man österreichische Kultur nennt. Aus den Ritzen des Betons kriecht noch scheinbares Leben. Eine gut genährte Motte setzt sich auf meine Hand und sucht Schutz in meinem Seidenhemd. Eine Gesellschaft voller Mottenkugeln hat es nicht geschafft, den Feind zu vernichten. Die Motte ist resistent geworden. Es gibt keine Waffen mehr gegen Totengräber. In fernen Ländern kriechen Menschen aus ihren unwürdigen Löchern und fordern Lösungen für ihr totgesagtes Leben. Gewalt wird zur letzten Farce.
Wer aus dem Loch kommt, wird nicht mehr erschrecken über die Dunkelheit des Lebens. Schützend stellen sich die Aufmüpfigen vor ihr Museum. Da werden die Subventionen für unser Kunstgewerbe zu obszönen Geschenken an den Missbrauch von Kunst. Der Föhn steigt mir in den Kopf und erhitzt das Gemüt. Mehr Geld für die Föhnforschung würde uns das viele Fernsehen ersparen. Eine Oper für Afrika wurde zum letzten Schrei von Christoph Schlingensief.
Es wird Zeit, die Subventionen abzuschaffen, um das Kriechen und Riechen auf der Erde wieder zu spüren. Wir fordern die Abschaffung der Subvention für Film und Theater in Österreich, in der Schweiz, in Europa und in der ganzen Welt. Die Revolution wird unser Leben verändern. Die Intendanten werden ihre alten Berufe als Mottenkugelvertreter antreten und endlich merken, dass ihre Kunst brüchiger und löchriger sein sollte. Begabung ist, was in der Verzweiflung untergeht. So werden Schulen für Verbrecher die Gesamtschulen ersetzen, weil es Zeit wird, den Motten ihr Recht zurückzugeben, Häuser zu bauen, die unsichtbar bleiben, weil in der Leere nur Platz für die Schwingung eines Jodlers bleibt.
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Der Cäsar für den „Besten Makler“ Österreichs geht an Herrn Müller von JP Immobilien. Herrn Müllers Lebensaufgabe ist es, Menschen in Luxuswohnungen zu verfrachten, damit sie das Sterben genießen können. 300 solcher Millionärsleichen fanden sich im Dachgeschoß des Wiener Palais Principe ein, um für neun Millionen Euro noch einen schönen Blick auf die Ankeruhr zu ergattern. Der Künstler Rudi Holdhaus zeigte seine Bilder im Rohbau, an nackten Wänden im grellen Licht der Fantasie. Was die Millionäre nicht wussten: Das Palais Principe steht am Hohen Markt, einem Henkersplatz. Das Glockenspiel der Ankeruhr wird zum Todesmarsch, eine letzte Begleitung, bevor der Strick den Körper vom Geist trennt. Ein Schicksal aus vergangenen Tagen, das alleine Millionären Erregung verschafft. Eigentlich die ideale Unterkunft für österreichische Filmkünstler?
Die Kassen sind leer, das Geld versprochen, der Geldfluss gefährdet. Österreich ist pleite, Kulturministerin Claudia Schmied hat ihre Schuldigkeit getan, die Mittelerhöhung eingehalten, das Budget wurde danach eingefroren. Komplizierte Umschichtungen im Finanzbereich sowie die Referenzfilmförderung (Filme, die auf großen Festivals laufen, bekommen eine weitere Filmförderung) – so kriegen immer die Erfolgreichen Subventionen, und für den Rest bleibt nur noch eine Henkersmahlzeit.
Dreht den Subventionsleckern den Hahn zu! Die Kulturnation Österreich koitiert wie Hunde unter dem Tisch. Alles spielt sich verdeckt ab. Die Macht bleibt unter sich. Der Rüde verklemmt sich im Weibchen. Längst legt sich ein dunkler Nebel über das Land. Viele gescheiterte Künstler suchen die Macht und sind in Berufe ausgewichen, die sie scheinbar dazu erheben, in das Leben anderer einzugreifen. Es gibt Menschen, Dramaturgen, Filmwissenschaftler, Filmfestivaldirektoren, sie waten im Sumpf der strengen Aufsicht und sagen uns, was zu bestehen hat, was Mehrwert bedeutet und was erfolgversprechend sein darf.
Der Künstler verwendet 98 Prozent seiner Zeit darauf, Anpassung vorzutäuschen, Drehbücher so einzurichten, dass sie den Entscheidungsträgern gefallen, zu lügen dort, wo sie die Wahrhaftigkeit nicht zulassen würden. Darum ersticken wir in dem Sog des Einheitsfilms. Der österreichische Film ist so unterschiedlich in Form und Inhalt und doch in seiner Begabung und Erzählkultur als bestellte neutrale Langeweile erkennbar. Der österreichische Film ist auch das, was der ORF erlaubt.
Ihr sollt euren österreichischen Oscar haben. Roter Teppich, hunderte Fotografen (die noch nie einen österreichischen Film gesehen haben, aber sie machen Fotos für die Eitelkeit und den Müll). Der ORF sendet live im Kulturhauptprogramm (also ab 24.00 Uhr), der Bundeskanzler und die Opposition in der ersten Reihe, Frau Claudia Schmied etwas erhöht mit Extraspot, der ehemalige Finanzminister Josef Pröll in der Loge, um ihn herum lauter Eurosterne. War der unsägliche Filmball der Fußballschickeria (profil: „Banale Grande“) ein eitler Entwurf zur Rechtfertigung der Kulturkatastrophe, wird man als Nestroypreisträger noch ausgelacht. Hat man für die Romy (Fernsehpreischen) wenigstens ein neues Kleid genäht, dann steht man nun vor dem Österreichischen Filmpreis in der Unterhose da. Wie jedes nachgespielte Ereignis wurde auch dieses „Mysterienspiel nach Oscar-Art“ durch falsche Versprechungen vom Wirtschaftsminister auf eine Art Künstlertreff im Wiener Odeon zurückgefahren. Ohne ORF, ohne roten Teppich, ohne Hummer-Buffet, ohne Laudatoren, ohne verlogenen Glamour. Endlich gab es Fleischwurst (von Radatz) und Schmalzbrote. Der Preisentwurf von Valie Export bleibt als Kaviar im Hirn. Der Spot für die Kulturministerin wurde abgebaut, und für Josef Pröll hielt ich eine Bombe in Form einer Käsekrainer versteckt.
Ich sitze etwas erhöht auf blauem Samt, neben mir die erhellende Marianne Mendt. Das Saallicht gedämmt, ein Spot auf eine improvisierte Bühne, alles sehr karg. Eine Mischung aus Beerdigung und Parteispendenkongress. Ein lustiger Moderator (Rupert Henning) spricht vom Kinderkriegen, Präsidenten treten auf, die gar kein Land regieren. Die Säulen des Odeon werden immer höher, ganz oben ein Licht. Die Stimmen vermischen sich im Hall, Österreich klingt im Echo wie „Macht doch was draus“. Die ganze Branche sitzt gebannt, nur mein Blick verliert sich, Worte sammeln sich im Raum, gefällige, bekannte Sätze werden zu Säulen, nichts Neues an der Front des Abgrunds.
Dann fällt ein Strick ganz tief vor meine Augen, eine freundliche Einladung, doch den Kopf hineinzustecken. Die Zeit der Protestkultur ist vorbei, alles, was ich geschrieben habe, sind Wiederholungen. Veränderungen finden nicht mehr statt. Thomas Bernhard feiert seinen achtzigsten Geburtstag als Toter. Jean Genet wurde hundert, und den beerdigen sie an den Theatern heute noch mit ihrer Ignoranz. Was soll da noch mein Jammern um Subventionen, um nicht eingelöste Versprechungen?
Stecken Sie endlich Ihren Kopf in die Schlinge, Herr Kern! Ihr Anspruch auf Kultur ist vorbei, der Österreichische Filmpreis ist die Beerdigung der Protestkultur! Wir brauchen keine Bombenwerfer, fressen Sie doch Ihre Käsekrainer selber, dann platzen Ihre Gedanken, Ihr Fett bleibt an keiner Wand mehr kleben! Vorbei die Zeiten, wo ein Fettfleck von Beuys noch Proteste auslöste und Regierungen in Kunstakademien eingriffen. Lappen sind dazu da, den Dreck aufzuwischen. Bücken Sie sich doch, die Zeit der Verneigung ist gekommen! Für Jammerlappen gilt nur noch Selbstjustiz. Los, hochziehen, hängt ihn, den Jammerlappen!
Lieber Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, lieber Herr ORF-Programmchef Wolfgang Lorenz, liebe alle, ich verzichte auf den Österreichischen Filmpreis, ich danke Ihnen, Sie haben mir die Augen geöffnet, heute stellen sich andere, wichtigere Fragen. Wo liegt der Hase im Pfeffer? Es geht um Lösungen, um das freie Spiel der Kräfte. „Die Österreichische Filmakademie vergibt den Österreichischen Filmpreis an den besten österreichischen Spielfilm: ‚Die Entführung der Elfriede Ott‘.“ Der Elfriede Ott, der Elfriede Ott … Meinen Kopf in der Schlinge, entschwebe ich der österreichischen Filmbranche.
Ein Lustspiel begeistert die Herzen und führt die Branche zusammen. Herr Lorenz lächelt still in sich hinein, Mailath-Pokorny gibt Interviews für sein Lieblingsmagazin „Seitenblicke“, die Kulturministerin ist mit sich unzufrieden, dass sie nicht mehr Geld aufstellen konnte. Das Odeon-Theater leert sich gemächlich. Die Kameras werden abgebaut, die Filmindustrie wackelt zu den Fleischwürsten. Mein Blick fällt nach rechts und erkennt im Halbdunkel des leeren Saals einen Waschkübel mit einem Waschlappen. Endlich bin ich mit meinen Träumen dort angekommen, wo man sich eine Lösungskultur wünschen könnte.
Ich knie mich hin und beginne aufzuwischen, was man österreichische Kultur nennt. Aus den Ritzen des Betons kriecht noch scheinbares Leben. Eine gut genährte Motte setzt sich auf meine Hand und sucht Schutz in meinem Seidenhemd. Eine Gesellschaft voller Mottenkugeln hat es nicht geschafft, den Feind zu vernichten. Die Motte ist resistent geworden. Es gibt keine Waffen mehr gegen Totengräber. In fernen Ländern kriechen Menschen aus ihren unwürdigen Löchern und fordern Lösungen für ihr totgesagtes Leben. Gewalt wird zur letzten Farce.
Wer aus dem Loch kommt, wird nicht mehr erschrecken über die Dunkelheit des Lebens. Schützend stellen sich die Aufmüpfigen vor ihr Museum. Da werden die Subventionen für unser Kunstgewerbe zu obszönen Geschenken an den Missbrauch von Kunst. Der Föhn steigt mir in den Kopf und erhitzt das Gemüt. Mehr Geld für die Föhnforschung würde uns das viele Fernsehen ersparen. Eine Oper für Afrika wurde zum letzten Schrei von Christoph Schlingensief.
Es wird Zeit, die Subventionen abzuschaffen, um das Kriechen und Riechen auf der Erde wieder zu spüren. Wir fordern die Abschaffung der Subvention für Film und Theater in Österreich, in der Schweiz, in Europa und in der ganzen Welt. Die Revolution wird unser Leben verändern. Die Intendanten werden ihre alten Berufe als Mottenkugelvertreter antreten und endlich merken, dass ihre Kunst brüchiger und löchriger sein sollte. Begabung ist, was in der Verzweiflung untergeht. So werden Schulen für Verbrecher die Gesamtschulen ersetzen, weil es Zeit wird, den Motten ihr Recht zurückzugeben, Häuser zu bauen, die unsichtbar bleiben, weil in der Leere nur Platz für die Schwingung eines Jodlers bleibt.
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